Virgin Steele & Sahara – Support Avalanche

Rock Hard No. 76 Sep. '93
Sahara - support act Avalanche

Sahara

Fast fünf Jahre ist es her, dass die New Yorker Klassik-Metaller Virgin Steele von sich reden machten. 1988 erschien mit Age Of Consent das letzte Werk der Band, wenig später verschwand die Band um den Ausnahmesänger und Keyboarder David DeFeis im Untergrund. Life Among The Ruins Längst tot geglaubt melden sie sich plötzlich wieder mit einem neuen Album. Die Auferstehung aus den Ruinen ist gelungen, denn knüpft – nomen est omen – nahtlos an die alten Erfolge an, ist sogar noch viel besser.

Live from USA

Erst jüngst aufgegangen ist der Stern von Sahara auf der anderen Seite des Kontingents unseres „großen Bruders“. Die Band aus Los Angeles hat sich in kürzester Zeit als echte Newcomer-Band etabliert, ihr Debut-Album Going Crazy (1992) wurde in zahlreichen Rock Magazinen geradezu gefeiert. Und das klingt z. B. so: „Going Crazy ist mit die beste Meldic-Metal-Platte, die mir jemals untergekommen ist und enthält 9 Kompositionen die allesamt einmal Klassiker-Status erlangen werden.“ (Wolfgang Schäfer in „Heavy, oder was„).

Wer besser als Avalanche, die heimischen Vertreter der Hardrock- oder Power-Metal-Familie, könnten das Konzert der amerikanischen Verwandschaft eröffnen, und die Band aus Dortmund/Unna wird es in bewährter Weise tun mit harter melodischer Gitarrenmusik und abwechslungsreichem Gesang.

Ticket zum Konzert - Virgin Steel/Sahara/AvalancheHELLWEGER ANZEIGER (30. 06. 1993)

Hardrock-Bands in der Brauerei Ein „Muss“ für alle Hardrock- und Metal-Fans ist das Konzert mit den beiden amerikanischen Bands Virgin Steele und Sahara am Dienstag, 6. Juli, um 20 Uhr in der Lindenbrauerei. Nach fast fünf Jahren sind die New Yorker Klassik-Metaller Virgin Steel, die zuletzt 1988 mit dem Album Age Of Consent von sich Reden machten, aus dem Untergrund wieder aufgetaucht. Die Band stellt im Kühlschiff ihr neues Werk Life Among The Ruins vor. Als echte Newcomer-Band etabliert hat sich in jüngster Zeit die Band Sahara aus Los Angelas. Ihr Debütalbum Going Crazy hat nicht nur in Amerika sondern auch in Deutschland auf Anhieb viele Fans begeistern können. Mit dabei am 6. Juli auch die Band Avalanche aus Dortmund/Unna, die als heimischer Vertreter der Hardrock-Familie das Konzert der US-„Verwandschaft“ eröffnen wird.

Rock Hard Nr. 76 September ’93

Virgin Steele, Sahara & Avalanche Unna, Lindenbrauerei. Virgin Steele und Sahara gastierten in einigen äußerst merkwürdigen Clubs auf ihrer kürzlich beendeten Deutschland-Tour. Auch von der „Lindenbrauerei“ hatte ich noch nie zuvor etwas gehört. Der Laden entpuppte sich als

Cover Rock Hard Nr. 76 September '93

Cover Rock Hard Nr. 76 September ’93

ein recht schmuckes Venue, das mit gut 100 Leutchen allerdings nur sehr spärlich gefüllt war. Kein Wunder, denn Virgin Steele hatten sich seit 1987 nicht mehr in Germany blicken lassen und gerieten dadurch bei vielen Leuten in Vergessenheit.

Avalanche vom Publikum ziemlich gefeiert

Als Support fungierten an diesem Abend Avalanche, die nicht nur den Kollegen Stratmann und mich nach wenigen Minuten mit ihrem 08/15 Metal nervten. Ihre Instrumente beherrschen die Jungs zwar, und der Sänger wäre an sich auch nicht übel, wenn er nur des öfteren mal die richtigen Tön treffen würde. Merkwürdigerweise wurden die Jungs vom Publikum ziemlich gefeiert. Muss wohl der Fankreis der Band gewesen sein. Zu allem Überfluss machten sich Avalanche auch noch bei den anderen Bands unbeliebt, weil sie sich angeblich die kompletten Vorräte an alkoholischen Getränken eingeflößt haben, so dass für die Hauptbands nichts mehr übrig blieb.

Sahara waren Erlöser für geplagte Ohren

Sahara waren wenig später die Erlöser für meine geplagten Ohren, auch wenn der Sound nicht gerade überragend war. Das lag allerdings nach übereinstimmender Äußerungen beider Soundleute an der mageren P.A. Anyway, das Quintett aus L.A. wußte auch so durch professionelles Stageacting, gute Songs und eine sympathische Ausstrahlung zu überzeugen, wobei natürlich vor allem Frontfrau Liz im Blickfeld stand, deren Gestenspiel wirklich interessant zu beobachten war. Irgendwie erinnert mich Sahara an die kanadische Formation Heart, was auf jeden Fall als Kompliment aufgefasst werden sollte. Das Publikum schien die Band jedenfalls zu mögen und honorierte die Performance durch lautstarken Applaus

Ed Pursino, Quelle: Rock Hard Nr. 76 September '93, Foto von Holger Stratmann

Ed Pursino, Quelle: Rock Hard Nr. 76 September ’93, Foto von Holger Stratmann

Heroen von Virgin Steele auf der Bühne

Nach einer nicht enden wollenden Umbaupause standen dann endlich meine alten Heroen von Virgin Steele auf der Bühne, die mit Girl Gone Bad, Sex Religion Machine, We Rule The Night und On The Wings Of The Night einen guten Einstieg hatten. Leider konnte man so gut wie keine Gitarre hören, doch Stratmann hatte die rettende Idee: Einfach in die erste Reihe vor Ausnahmeklampfer Ed Pursino bzw. dessen Gitarrenamp stellen, und schon war die Welt wieder in Ordnung.

Wahnsinns-Power in seiner Stimme

Die Show war die ersten 45 Minuten lang wirklich mitreißend, wobei neben Pursino vor allem Sänger David DeFeis die Akzente setzte. Immer wieder erstaunlich, woher dieses kleine, hagere Bürschchen dies Wahnsinns-Power seiner Stimme herholt. Muss wohl daran liegen, dass seine Schwester Opern-Sängerin ist… Leider flachte die Qualität der Show später ab, weil Virgin Steele denselben Fehler begingen wie auf ihrer letzten Tour im Vorprogramm von Black Sabbath: Sie spielten zu viele neue Songs, die bis dato auf keinem Logplayer veröffentlicht worden sind. Ganze vier Nummern vom wirklich nicht schlechten Lonplayer Life Among The Ruin wurden geboten, und die alten Klassiker, von denen außer den bereits genannten nur noch Fight Tooth And Nail (in einer bitterbösen Version!), Angel Of Light und Noble Savage gebracht wurden, wurden sträflich vernachlässigt.

Burning Of Rome fand nicht den Weg in die Setliste

Selbst das von den Fans lautstark geforderte Burning Of Rome fand nicht den Weg in die Setliste, weil es die Band schlichtweg nicht einstudiert hatte – stattdessen gab es eine langweilige, zehn minütige Version von Superstitious als Zugabe, bei der die Band zwar fleißig Jammte und auf den Instrumenten brillierte, die aber viel zu langatmig war.

Leider erreichten die neuen Songs wie Snakeskin Voodoo nicht mal ansatzweise die Qualität der älteren und aktuellen Songs, so dass aus dem ursprünglichen Triumphzug ein Konzert wurde, das den Rezensenten mit einem zwiespältigen Gefühl nach Hause fahren ließ, zumal eines der Bandmitglieder von Virgin Steele beim Backstage-Smaltalk erwähnte, dass die Band Scheiben wie Noble Savage und Age Of Consent mittlerweile überhaupt nicht mehr mögen würden. Ich habe schlimme Befürchtungen für die Zukunft…

Text: Frank Albrecht/Foto: Holger Stratmann

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